Architekten dreier Generationen
– zur Kontextualisierung des vielschichtigen Werks der Architektenfamilie Sitte im mitteleuropäischen Raum
- Betreut von
- Sabine Plakolm-Forsthuber, Forschungsbereich Kunstgeschichte, TU Wien
- Cobetreuung
- Beginn
- SoSe 2021
- Image
- © Stefan Kubin, SN Autograph, Digitalisat
Kumulative Dissertation
Der Wiener Architekt Camillo Sitte (1843–1903) ist vor allem für sein 1889 erschienenes Werk „Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen“ bekannt, in dem er sprach- und bildgewaltig Kritik am zeitgenössischen Städtebau des auslaufenden 19. Jahrhunderts übte.
Die breit angelegte Rezeption des „Städte-Bau“ überstrahlt nicht nur das architektonische Werk von Camillo Sitte sondern auch das seines Vaters Franz (1818–1879), und seines Sohnes Siegfried (1876–1945).
Der in den 1960er Jahren an die TU Wien gelangte Nachlass der Architektenfamilie Sitte stellt in diesem Zusammenhang eine umfassende Quelle für die Auseinandersetzung dar. In den letzten 20 Jahren konnten auch große Teile der Studienbibliothek erschlossen werden. 2019 wurde der Nachlass durch eine neuerliche Schenkung der Nachfahren erweitert, die ein genaueres Licht auf den zweiten Sohn Camillos, Heinrich Sitte wirft.
Ausgehend von der Auseinandersetzung mit einer von Camillo Sitte geplanten Fortsetzung seines Standardwerkes der Theorie des Städtebaus – die Erschließung einer bislang unbearbeiteten von Camillo und seinem Sohn Siegfried geführten Materialiensammlung – widmet sich die vorgestellte Arbeit der Kontextualisierung des vielseitigen Schaffens dieser drei Generationen umfassenden Familie von Architekten.
Dass Siegfried Sitte das Werk seines Vaters im Atelier fortsetzte, so wie es einst Camillo für seinen Vater Franz tat, stellt keine besondere Überraschung dar. Franz Sitte hatte sich in der Sakralarchitektur einen Namen gemacht und gab diesen Wirkungskreis an Camillo weiter. Siegfried erlernte in vergleichbarer Weise das Handwerk im Atelier seines Vaters Camillo.
Es zeichnet sich hierin eine Kontinuität ab, die weit über die Fertigstellung von architektonischen bzw. städtebaulichen Projekten hinaus geht. Vater und Sohn arbeiteten jeweils intensiv an der Ausarbeitung von Projekten auf unterschiedlichen Ebenen, die sich über den gesamten mitteleuropäischen Raum verteilen.
Dies umfasst auch das Engagement Siegfrieds als Lehrender an der Staatsgewerbeschule in Wien. Der passionierte Sammler Camillo baute an der Staatsgewerbeschule eine umfassende Arbeitsbibliothek auf und gab diese Leidenschaft an Siegfried weiter. Besonders in Bezug auf das Fortschreiben der Theorie des Städtebaus verwischen die Grenzen zwischen den Generationen.